Stephanie Kaut, 18.05.2023
„Selbstvertrauen, Selbstwert, Empowerment“ – unter diesem Motto stand das diesjährige Höchsten-Wochenende der Seelauscher. Vom 5. bis 7. Mai versammelten sich 8 Familien auf dem schon liebgewonnenen Höchsten im Alten Landhaus, um gemeinsam ein Wochenende zu verbringen. Die Wettervorhersage war etwas durchwachsen, doch wozu hat man ein Dach über dem Kopf?
So trafen am Freitag nach und nach die Teilnehmer ein – zwei Teilnehmer kamen mit dem Fahrrad und waren ziemlich nass geworden. Die Freude war groß, sich wieder zu sehen. Wir hatten keinerlei Anlaufschwierigkeiten und knüpften direkt an das letzte Wochenende an: man kennt sich, auch die „neuen“ Teilnehmer waren sogleich in die Gemeinschaft eingebunden, und so begannen wir das Wochenende mit einem „Mitbringbüffet“, das keine Wünsche offen ließ. Wir nutzten die Zeit am ersten Abend, uns wieder gegenseitig auf den aktuellen Stand zu bringen, und die Kinder und Jugendlichen hatten Freude am gemeinsamen Spiel.
Der Samstag stand ganz unter dem Motto des Workshops mit Simon Ollert: „Selbstvertrauen, Selbstwert, Empowerment“. Nachdem neben unserem Referenten Simon auch einige Tagesgäste eingetroffen waren, starteten wir am Vormittag direkt in den Workshop. Simon Ollert ist ehemaliger Fußballprofi, er stand auch bei einem damaligen Zweit-Bundesligisten unter Vertrag. Nach einigen Verletzungen aber stellte sich auch ihm die Frage: Kämpfe ich mich wieder zurück, auch wenn ich es aufgrund dieser Verletzungen wohl nie in die erste Bundesliga schaffen werde, oder lege ich meinen Schwerpunkt anders? Er entschied sich dafür, die aktive Karriere zu beenden, und berichtete, dass er danach auch in ein Loch gefallen sei. „Da richtest du dein ganzes Leben darauf aus, Profisportler zu werden – und auf einmal ist diese große Ziel weg. Da braucht man ein neues Ziel, sonst wird es ganz schwer.“ So besann er sich auf seine anderen Stärken und begann ein Studium der Psychologie, welches er gerade in den Tagen vor unserem Wochenende abgeschlossen hatte. Nebenher bleibt Simon natürlich dem Fußball treu und betreut derzeit die erste Herrenmannschaft des 1. FC Penzberg. Sein Motto: Unlimited (zu deutsch: unbegrenzt, unendlich, schrankenlos). Die einzige Grenze, die dich einschränkt, bist du selbst: Überwinde diese Grenze und erfahre, wieviel Kraft in dir steckt!
Wir starteten gleich mit unserer ersten Aufgabe in den Workshop: Stelle dich kurz vor und sage, wo du dich in fünf Jahren siehst. Da schluckte schon der ein oder andere – fünf Jahre können ganz schön lang sein, habe ich überhaupt einen Plan? Doch die kurze Vorstellungsrunde meisterten alle. Sodann erklärte Simon uns, dass dies eine gern gestellte Frage auch bei Vorstellungsgesprächen ist – erfahrene Personaler können aus der Reaktion und der Antwort eine ganze Menge herauslesen. Auf eine solche Frage kann man sich gut vorbereiten. So bekamen wir für die nächste Aufgabe 30 Minuten Zeit, uns gemeinsam mit einem Partner und einem großen Blatt Papier zu überlegen, wie unsere Bergtour des Lebens aussieht – das Ziel: unser Leben in fünf Jahren. Nach dieser Partnerübung erzählte Simon uns eine Geschichte, in der es darum geht, ob man sich von außen beeinflussen lässt oder nicht. Simons Rat hierzu an uns: Lasst euch nicht in euren Entscheidungen beeinflussen. Es sind eure Entscheidungen. Manche Menschen geben einen guten Rat, manche nicht. Es liegt an euch, den Rat anzunehmen oder nicht. Es ist euer Weg, euer Ziel, und nur ihr wisst, wie ihr dieses Ziel erreichen wollt. Beispielhaft dazu erzählte Simon von seinem Ziel, Fußballprofi zu werden. Bereits mit 4 Jahren wusste er, dass dies sein Ziel war. Er schrieb es auf ein Blatt Papier, welches er über sein Bett hing. Und so sah er jeden Morgen und jeden Abend, was er sich zum Ziel genommen hatte. Es ist eine Motivation, aufzustehen und bereits vor der Schule sein Lauftraining zu machen, denn nach der Schule kommen andere Aufgaben: Hausaufgaben, Fußballtraining, …
Nach so viel Theorie war es Zeit für das Mittagessen – die Sonne war herausgekommen, und so bauten wir vor der Tür in der Sonne die Biertische auf. Einige Mütter hatten Spaghetti gekocht, wir ließen es uns schmecken und genossen die Sonnenstrahlen. Bald war es wieder Zeit für den zweiten, den aktiven Teil des Workshops, den wir nun auch draußen durchführen konnten.
Simon wollte uns zeigen, welche Kraft wir alleine aus den Gedanken ziehen können. Wir sollten uns wieder zu zweit zusammentun. Eine Person streckt die Arme aus und denkt sich: Ich bin stark, ich kann was – positive Gedanken. Wenn dann das Gegenüber versucht, die Arme herunterzudrücken, leistet der Arm Widerstand. Wenn sich die Person jedoch denkt: „Ich … bin so schlecht, ich bin schwach, ich kann nichts“– unglaublich, wie einfach die Arme dann nach unten gedrückt werden können! Zur zweiten Übung sollten wir uns locker im Kreis aufstellen. Wir warfen uns gegenseitig ein mit Sand gefülltes Säckchen zu, sodass jeder einmal drankam. Diese Reihenfolge übten wir einige Male, bis jeder wusste, von wem das Säckchen kommt und wem er es weitergeben muss. Sodann machten wir die Übung auf Zeit – schaffen wir es in 30, 25, 20 Sekunden? Kein Problem! Die Freude ist groß. Die nächste Herausforderung war: Wir bekommen statt des Sandsäckchens ein rohes Ei. Funktioniert es auch damit? Wir waren uns einig: Das schaffen wir. Zwar nicht in 20 Sekunden, aber dennoch – wir bekommen das Ei auch heil bis zum Ende durch. Sinn der Übung: Wir finden gemeinsam eine Lösung. Wir meistern die Herausforderung, das rohe Ei durch die Runde zu bekommen – und wenn es uns zu schwierig wird, können wir zwischendurch die Übung mit dem Sandsäckchen wiederholen, um uns wieder Sicherheit zu holen. Nach dem offiziellen Teil bedankte sich Stephanie bei Simon mit einem Präsent für seinen Workshop, bei dem für alle, junge und ältere Seelauscher, etwas dabei gewesen war.
Und dann kam das lange ersehnte Highlight für die Fußballfans: Simon holte seine Kickschuhe raus und ab ging es auf die Wiese. Von den anderen suchten sich einige lieber eine eigene Ecke und zeigten sich gegenseitig Übungen aus dem Turnunterricht, während die sich Eltern wieder in die Sonne setzten und Kaffee und Kuchen genossen. Schnell war der Nachmittag vorbei, das Grillfeuer wurde angeheizt und das Kuchenbüffet vom Salatbüffet abgelöst. Zum Grillen kamen noch einige ehemalige Seelauscher vorbei, und so genossen wir gemeinsam den ersten „richtigen“ Frühlingsabend – zwischendurch stießen wir auch nochmal „live“ auf unser 30-jähriges Jubiläum von 2021 an, die Tischtennisplatte lud zum Rundlauf ein, es war einfach ein entspannter Abend unter Freunden.
Am Sonntag gab es dann noch großes Restebüffet zum Frühstück, alle packten an, räumten auf und putzten das Haus von oben bis unten durch. Zum Schluss gab es noch eine kurze Feedbackrunde, dann verabschiedeten wir uns voneinander – bis zum nächsten Mal!
Wir bedanken uns bei der Bürgerstiftung Kreis Ravensburg für den großzügigen Zuschuss zur Durchführung unseres Workshops mit Simon Ollert sowie bei der AOK für die finanzielle Unterstützung des Wochenendes.
Stephanie Kaut
Das Seelauscherwochenende war wieder einmal SPITZE!!!!
Daniela 13 Jahre, hörgeschädigt und mit Hörgeräte versorgt war sehr glücklich
und entspannt. Hier braucht sie sich keine Sorgen machen, sich zu blamieren,
wenn sie etwas nicht versteht oder etwas falsch verstanden hat. Hier hat sie
keine Komplexe. Endlich sieht sie auch Kinder und Jugendliche mit gleicher
Problematik. Da sie eine Regelschule besucht,
hat sie öfter das Gefühl minderwertig zu sein, da niemand Hörgeräte trägt.
Hier hat sie auch mitbekommen, dass viele in der Schule in Englisch
Schwierigkeiten haben. Auch dass einige mit der FM Anlage nicht gut zurecht
kommen.
Auf dem Höchsten wird gelacht, zusammen gegessen , gespielt und kommuniziert
bzw. es findet auch viel Austausch statt.
Sie freut sich schon aufs nächste Jahr.
Auch wir Eltern haben einen sehr regen Austausch. Viele Anregungen und Tipps
wie auch Bestätigungen bekommt man hier.
Es ist eine Wohltat mit den Eltern sich auszutauschen. Es ist eine Wohltat wie
sich alle Jugendliche und Kinder sich gleich verstehen.
Wir werden noch eine Weile davon zehren.
Familie Mazambi/Müller
Einfach eine gelungene Auszeit vom Alltag mit viel Raum für Austausch zwischen Groß und Klein. Wir hatten viel Spaß und ein fantastisches Essen.
Simon Ollert gab uns den Impuls, Ziele zu finden und sie zu verfolgen. Der Berg geht immer nach oben …
Familie Saddam Lafta
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Seelauscher e.V. – Verein für Kinder und Jugendliche mit Hörbehinderung
c/o Iris Saddam Lafta
Bürgermeister-Müller-Straße 10
88353 Kißlegg
Seelauscher e.V. – Verein für Kinder und Jugendliche mit Hörbehinderung
c/o Iris Saddam Lafta
Bürgermeister-Müller-Straße 10
88353 Kißlegg